Der goldene Oktober ließ sich in diesem Jahr nicht lumpen: Die Sonne lachte der drohenden Herbstdüsternis entgegen und alle freuten sich auf das nahe Wochenende. Die Rathausflure leerten sich daher an diesem Freitag bereits ab 12 Uhr, so dass auf den Gängen nur noch wenige Kolleginnen und Kollegen anzutreffen waren. Meine Tür war lose angelehnt, als es gegen 14 Uhr klopfte.
Ich sagte „herein“ und kurz darauf wurde eine Nase sichtbar, verschwand wieder und Gogols Erzählung blitzte kurz in mir auf. Doch dann öffnete sich meine Tür und der Nasenbesitzer wurde sichtbar. Konzentriert versuchte er, mein Türschild zu entziffern, schaute auf, blickte mich an, schaute wieder zurück auf das Schildchen und fragte dann formvollendet:
„Wat machen Sie?“
Bereitwillig gab ich Auskunft. „Interkulturelle Leseförderung, so steht es auch auf dem Türschild.“
Der Mann überlegte nicht lange und trat ein. „Wunderbar! Dann kann ich ja bei Ihnen die Baugenehmigung bekommen!“
Ich war erstaunt, gestattete mir jedoch eine sachgerechte Nachfrage. So ernst wie möglich entgegnete ich: „Was genau möchten Sie denn bauen?“
„Och, nur wat Kleines“, antwortete er so bereitwillig wie ungenau.
„Aha, alles klar!“, antwortete ich und verkniff mir das Lachen. „Wissen Sie, im Rahmen der interkulturellen Leweförderung mache ich hier nur die großen Dinger, für die kleinen kommen Sie am besten am Montag wieder. Ab 8 Uhr sind die Kolleginnen und Kollegen vom Bauamt, oben in der dritten Etage, gerne für Sie da.
Tja, ich glaube bei oder in BehördenGÄNGEN verlieren so manche Leute ein wenig den Verstand. Am besten nimmt man sich gegenseitig nicht allzu ernst 😉
Ja wirklich! Ich freue mich über diese Gabe, das Lustige erkennen zu können …