Underdressed

Tauschbörsen sind etwas Feines. Man kann Klamotten, Bücher oder Spielzeug tauschen, vorausgesetzt, die Sachen sind sauber und gut erhalten. Bei Büchern hat sich folgende Empfehlung bewährt: „Bücher sind dann in einem guten Zustand, wenn man sie ohne Bedenken im eigenen Bett lesen würde.”

Im zauberhaften Ambiente des Botanischen Gartens sollte die nächste Büchertauschbörse stattfinden. Die Organisation oblag mir, und ich freute mich auf einen literarischen Sonntag. Fünf Tage vorher meldete sich ein Spender im Botanischen Garten mit dem Angebot, er hätte kistenweise gute Bücher, könne aber an der Bücherbörse selbst nicht teilnehmen. Auf die Frage, wohin er diese Bücher vorab bringen könnte, erhielt er meine Telefonnumer. Nur wenige Minuten später klingelte mein Handy.

„Kann ich die Bücher jetzt zu Ihnen bringen?“ fragte er mit ungeduldigen Unterton und nuschelnd. Seinen Namen hatte ich gar nicht erst verstanden. Ich erklärte ihm, wie Büchertauschbörsen funktionieren und dass er selbst kommen müsse und sagte deutlich: „Ich kann unmöglich ihre Bücher bei mir einlagern und die Kisten dann am Tauschtag selbst ins Auto schleppen und in den Botanischen Garten karren.“

„Ja, warum denn nicht? Sie müssten sich doch darüber freuen!“ entrüstete sich der Mann. Betont freundlich erwiderte ich: „Natürlich freuen wir uns! Wie viele Kisten sind es denn und welche Bücher sind drin?“ „Also, das kann ich Ihnen nicht sagen, was das für Bücher sind. Es sind aber ungefähr 30 Kartons.“ Das Gespräch ging hin und her. Der Mann insistierte und forderte für die ihm unbekannten Bücher dann  noch eine Spendenquittung. Wir einigten uns schließlich  darauf, dass er an nächsten Morgen um kurz vor 9 Uhr eine Musterkiste vorbeibringen sollte.

„Kann ich nicht um 8 oder um 10 Uhr kommen?“ war seine nächste Bemerkung, und ich musste mich jetzt arg zusammennehmen, um nicht frech zu werden. „Nein, kommen bitte um kurz vor 9 Uhr, danach muss ich zur Arbeit.“ Ich spürte, wie sich mein kleiner Ärger zu einem größeren entwickelte und hoffte insgeheim, dass der Mann die Sache vergessen würde.

Am nächsten Morgen stand ich um 7:30 Uhr auf, frühstückte und war um kurz nach 8 Uhr auf dem Weg ins Badezimmer, als es klingelte. „Nein!“ entfuhr es mir, „das wird dich wohl nicht …“ Ich war noch im Nachthemd und öffnete die Haustür. Draußen stand ein Mann, der mich nuschelnd mit den Worten „wegen der Bücher“ begrüßte. Dass ich noch nicht angezogen war, was ihm augenscheinlich völlig egal. Er kam mit zwei Tüten und einer Kiste 40 Jahre alter Krimitaschenbücher, die muffig rochen und mit Bröseln von Kellerwänden bedeckt waren.

Die Frage, ob das Bücher aus einem Nachlass seien, beantwortete er brummend. Ich habe mich freundlichst bedankt und ihn superfreundlich mitsamt seinen „guten Büchern“ hinausgeleitet. Alles im Nachthemd …

Ich ahne, wovon ich spreche

Rums! Das Bett wackelte, etwas Schweres hatte auf mir Platz genommen. Dieses Etwas schnurrte und saß auf meinem Allerwertesten. „Was gibt’s heute zu futtern?“, schnurrelte er mich an und marschierte im Milchtritt quer über meinen Rücken, spazierte wieder zurück, schnurrte lauter und wurde dreistimmig. Ich blinzelte zum Wecker und entschied, dass es viel zu früh zum Aufstehen sei. „Wir ressen die Äste!“, murmelte ich schlaftrunken und gähnte wohlig: So eine morgendliche Katermassage ist zum Weiterdösen bestens geeignet. Der Kater walkte den Rücken wieder herunter und zog bei jeden Tritt an der Bettdecke. „Wie, wir ressen die Äste? Was soll das denn heißen?“, schnurzte er von unten hoch.

Zwei Stunden später schlug ich die Augen wieder auf und blickte meinem Kater ins graue Tigergesicht. „Schnurr!“, begrüßte er mich und streckte sich auf Meterlänge aus. Er lag auf dem Kopfkissen und hattte die Toni Morrison dafür vom Kissen geschubst.

„Was machst Du denn in meinem Bett?!“, maunzte ich ihn an. „Ich warte aufs dieses Ressen! Gibt’s die Äste roh?“, schnarrelte er und schmuste sich mit ausgestreckten Krallen ran.

Und dann tapperten wir beide in die Küche, der Kater immer einen halben Zentimeter vor mir her. Er bekam die Hühnchenreste vom Vortag, ich bekam Kaffee. Sehr leckere Äste! Ich ahne manchmal, wovon ich spreche.

„Dark Skye“ von Jocelyn Davies – Rezension

„Ich stehe am Abgrund“.
So beginnt der Folgeband von „Silver Skye“, in dem die Protagonistin Skye an ihrem 17. Geburtstag auf magische Weise von ihren Cousins Asher und Devin in den Bann gezogen wurde. Sie hat den Kampf der Engel überlebt: Zwischen dem Orden und dem Lager der Rebellen herrscht Waffenstillstand. Skye hat sich für Asher und die Rebellen entschieden, die frei nach eigenen Regeln leben wollen.
Zu Beginn dew zweiten Bandes wacht Skye aus dem Koma auf. Asher sitzt an ihrem Bett, und als sich ihre beiden Blicke treffen, zählen für Skye nur noch zwei Dinge: Sie lebt und Asher liebt sie. Doch Skye und Asher sind Engel mit außergewöhnlicher und unkontrollierbarer Kraft – ganz große Gefühle führen dazu, dass Skye z.B. ungewollt ihre Bettdecke in Flammen setzt.
Die Sprache des Buches, das aus dem Englischen von Ann Lecker übersetzt wurde, wirkt manchmal falsch, lyrische ‚Engelstiefe‘ wird nicht erreicht. Da heißt es auf der Seite 49: „Die Stille im Flur war ohrenbetäubend“. Später ‚knallen‘ Federn auf Windschutzscheiben. Ein lockerer Ton für Jugendliche vermischt sich mit poetischen und typischen Elementen des Fantasy-Romans. Der Roman ist gut lesbar, dir Satzstruktur ist einfach. Viele kurze Hauptsätze lassen den Text manchmal etwas stockend fließen.
Der Spannungsbogen flackert zwischen den beiden Lagern hin und her: Hier die Wächter des Engelordens, dort die Engel der Rebellion. Die Wächter sind Heiler, die Rebellen beherrschen dagegen die Naturgewalten. Dann werden helle Zimmer in Eiswelten verwandelt oder Stürme entstehen.
Am Ende geht es um Macht, Einsamkeit, Freundschaft und Liebe. Devin und Asher werben um Skye. Skye kehrt mit ihnen zu ihrer Adoptivmutter in River Springs zurück und trifft ihre Freundinnen und Freunde in der Highschool wieder. Doch häufig taucht sie weg in die fantastische Welt der Engel. Während dieser kurzen Visionen spürt sie ihre besondere Kraft. Aber auch in der Highschool geht der Kampf der gegnerischen Engellager weiter. Nichts passiert einfach nur so, die Engel bekämpfen sich: Devin gegen Asher, Lukas gegen Ardith, Raven gegen die Rebellen …
Es gilt aber auch: Skye liebt Asher, Devin liebt Skye, Ian liebt Skye und danach Ellie, Cassie liebt Dan, Raven liebt Devin und Ardith liebt Gideon. Lest selbst! Eine Engel-Saga, die mitreißt! (ab 12 Jahren)

Jocelyn Davies: Dark Skye. Frankfurt am Main: S. Fischer / Sauerländer, 2013. – 283 S. ISBN 978-3-7373-6243-6. – geb. 14,99 €