Safran backt Kuchen

Immer freitags findet das Vorlesetraining für 10 Kinder und Jugendliche statt. Sie möchten alten Menschen in Seniorenheimen Geschichten vorlesen und damit ein Stündchen Freude schenken. Das Training ist anstrengend, alle Kids haben einen Migrationshintergrund und finden das Lesen sehr anstrengend. Gestartet wird immer mit einer Tasse Tee, die nach allen Regeln der Benimmkunst getrunken werden muss, denn schließlich möchten wir mit den Senioren auch mal in die Caféteria gehen und uns dort nicht blamieren.

In der letzten Stunde war das alte Kinderlied „Backe, backe Kuchen“ dran.

Lange haben die Kinder über die vorletzte Zeile nachgedacht. ‚Safran macht den Kuchen gehl.‘ Eine rätselhafte Zeile, was mag sie bedeuten? Nach einigen Vorschlägen, die wieder verworfen wurden, einigten sich die Kids auf folgende Fassung: „Der Typ heißt Safran und er macht Gel in den Kuchen.“

Alle waren sich einig, dass sie diesen Kuchen auf keinen Fall essen würden.

Backe, backe Kuchen,
Der Bäcker hat gerufen.
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen,
Eier und Schmalz,
Zucker und Salz,
Milch und Mehl,
Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in’n Ofen ’nein.

Monstertanz

Es war Halloween, die Nacht war dunkel und kalt.

Ich musste abends noch mal weg und schrubbte mir im Badezimmer die Zähne. Ausgerechnet jetzt klingelte es an der Tür und ich stürzte raus, mit Zahnbürste im und Schaum vor dem Mund und schon im Mantel.

„Huch! Wer bis Du denn?“ Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. 

„Ich bin ein Monster!“ hörte ich eine piepsige Stimme hinter der Gruselmaske flüstern. Das Monster sah allerdings aus wie ein kleiner Trauerkloß.

„Ja, und was kannst Du so? Schräg singen vielleicht?“ Ich versuchte Zeit zu gewinnen und dachte angestrengt darüber nach, wo ich denn noch Süßigkeiten zum Verschenken finden könnte. An Halloween hatte ich gar nicht gedacht. 

„Wie, was kannst Du? Nix!“ kam als Antwort zurück. „Es ist Halloween, da muss man nix können!“ Das Monster hatte eine arg verdreckte Sweatjacke an und hielt mir eine völlig leere Plastiktüte hin.

„Also nee“, antwortete ich, „für maskiertes Rumstehen gibt es bei mir nichts. Wer ein Monster sein will, muss sich auch so benehmen und die Rolle ausfüllen. Kumma, das geht so!“

Ich fing also schrill an zu kreischen, schob Brummtöne dazwischen, hob Arme und Beine und hatte immer noch die Zahnbürste im Mund. Mein kleines Monster gegenüber machte zaghaft mit. „Das übst Du jetzt und wenn ich wiederkomme, klappt das, ja!?“ „Is gut!“ meinte mein Monster  brav und übte los. In der Küche fand ich immerhin noch bestes Kaugummi und 10 Päckchen PEZ-Brausebonbons, leider ohne Spender. Die bekam mein kleines Monster nun, das jetzt immerhin mit den Armen und Beinen wackelte und leise kreischte.